Eine Liebe, die sich über alle äusseren Umstände hinwegsetzt – davon haben wohl alle schon einmal geträumt. Doch der Probe aufs Exempel setzen sich die wenigsten freiwillig aus. Nicht so Courtney und Lauren. Über zwei Jahre führten die Amerikanerinnen eine Fernbeziehung zwischen den Kontinenten, bis schliesslich eine Reise nach Griechenland alles änderte.
Kennengelernt haben sich die beiden während der Coronazeit im Jahr 2020. Alles war lahmgelegt, nur nicht der virtuelle Raum. So fand der erste Kontakt über die Dating-App Tinder statt. «It’s a match» – und ob es das Potenzial hatte, ein «match made in heaven» zu sein, das wollten Courtney und Lauren dann aber persönlich herausfinden. Fürs erste Date verabredeten sich die Soldatin und die Rettungssanitäterin in einer Bowlinghalle in West Texas. Dabei sollten die Kugeln aber nicht zu sehr ins Rollen kommen – ein paar Strikes lagen drin, aber wie Cinderella unterlag Courtney einer beschränkten Ausgehzeit: Die aus Tennessee stammende Berufssoldatin durfte nämlich die AirForce-Base am Wochenende wegen der Coronarestriktionen nur für wenige Stunden verlassen. Und doch, bei allem, was Reisen und Abenteuer betrifft, stellen Courtney und Lauren schnell fest, sind sie auf einer Wellenlänge.
Aus dem Kennenlernen wird mehr – und während die emotionale Verbundenheit immer grösser wird, nimmt leider die räumliche Distanz zwischen den beiden ebenfalls zu. Courtney wird nach Deutschland versetzt, Lauren bleibt in Texas. Die beiden beschreiben diese Zeit als die grösste Herausforderung für ihre frische Partnerschaft. Während zwei Jahren führen sie eine Fernbeziehung zwischen den Kontinenten. Doch die Herausforderung schuf auch Raum für Wachstum: «Dadurch haben wir gelernt, unsere Kommunikation als Paar zu stärken und Wege zu finden, wie wir trotz der Distanz Quality-Time verbringen können», so die beiden. Das Gespräch kommt dabei auch immer wieder auf ihre Zukunft. Die Absicht, einmal zu heiraten, ist da. Doch genaue Pläne schmieden die beiden noch nicht.
Zuerst einmal steht ein anderes Ereignis im Vordergrund: Courtneys 28. Geburtstag, den das abenteuerlustige Paar mit einer Reise nach Griechenland feiern will. Die Flüge sind gebucht, die Vorfreude auf den grossen Tag steigt … und gleichzeitig lässt ein Gedanke Courtney nicht mehr los: Wäre es nicht unglaublich, Lauren in diesem wunderschönen Land einen Antrag zu machen? Die spontane Idee lässt sie nicht mehr los. Mit einem Geheimnis und einem blinden Passagier im Gepäck – dem heimlich gekauften Ring – fliegt Courtney nach Griechenland. Wo und wann sie den Antrag machen will, weiss sie noch nicht. Aber dass es während dieser Reise passieren wird, ist sicher. Als Courtney einen Leuchtturm findet, von dem aus man den Sonnenuntergang gut beobachten kann, ist für sie klar: Diese Location ist es. Der Leuchtturm hat für das Paar nämlich eine besondere Bedeutung, er beschreibt die Art Beziehung, die sie führen wollen: «Wir sagen immer, wir seien füreinander ein Leuchtturm – er gibt einem Sicherheit und führt einen nach Hause, wenn es schwierig wird.»
Die Symbolik des Leuchtturms gemeinsam mit dem Sonnenuntergang kreiert eine besondere Atmosphäre. Die Überraschung gelingt vollkommen, denn Lauren rechnet absolut nicht mit einem Antrag. Im Gegenteil, sie ist so schockiert, dass sie zuerst fragt: «Was machst du da?» Als ihr klar wird, dass es kein Scherz ist, legt sich ihre Verwirrung rasch und die Freude breitet sich aus. Überglücklich gibt sie ihr «Ja». Den Rest des Urlaubs schweben die beiden wie auf Wolken. Zurück in der Heimat heisst es, eine Entscheidung zu treffen: Welche Art von Hochzeit wünschen sie sich?
Flugzeug frei für eine Destination Wedding
Schnell wird klar: Die Abenteurerinnen möchten sich das Jawort an einem unbekannten Ort ganz intim nur zu zweit geben. Berge sollen zu sehen sein und ein Gewässer. Wegen des kühleren Wetters und der herbstlich bunten Bäume entscheiden sich Courtney und Lauren für eine Oktoberhochzeit. Nun ist nur noch die Frage der Location offen. Die Hochzeitsfotografin Christine schlägt den beiden verschiedene Destinations vor, darunter auch die Schweiz – ein Land, das die zwei Turteltauben noch nie besucht hatten, das aber schon seit ihrer Kindheit auf der Wunschliste stand. Ihre Wahl fällt schliesslich auf St. Moritz.
Nach vielen Planungsgesprächen fliegt das Paar im Oktober 2022 nach Zürich und reist von dort weiter nach St. Moritz. Auch diesmal mit im Gepäck: eine heimliche Überraschung. Doch der Reihe nach. Der grosse Tag beginnt nicht mit dem typischen Getting-Ready, sondern mit einem Ausflug – ganz im Geiste der Abenteurerinnen. Mit einer Bergbahn geht es zum Gipfel hinauf für den ersten Shoot. «Klick, klick, klick», immer leise im Hintergrund das Geräusch der Kamera, während Courtney und Lauren frühstücken und die Natur erkunden.
Dann geht es wieder herunter, zurück ins Airbnb fürs Getting-Ready. Dafür haben die beiden ein Airbnb mit zwei Schlafzimmern gebucht, sodass sie sich getrennt voneinander bereit machen können. Lauren war besonders aufgeregt, dass Courtney ihre weissen Cowboystiefel sehen würde – die hatte nämlich bereits ihre Mutter zur Hochzeit getragen. Ein Hauch von Texas in der Schweiz. Anschliessend fahren Christine und ihr Ehemann Scott die beiden getrennt zur Location, wo der First-Look stattfinden soll. Damit es auch wirklich eine Überraschung ist, werden der einen Braut die Augen verbunden. «Lauren sah aus wie eine Königin», schwärmt Courtney, während die Cowboystiefelbraut sich lächelnd erinnert: «Courtney war so hübsch».
Doch das sollte nicht die erste und einzige Überraschung bleiben. Nach dem First-Look gab Courtney Lauren das Geschenk, das sie heimlich vorbereitet hatte. Courtney hatte die Lyrics zu einem Song geschrieben und bei einem Musiker in Auftrag gegeben. Dieser komponierte die Musik und sang den Song, den Courtney nun mit einer Box abspielte während Lauren die ausgedruckten und gerahmten Lyrics auspackte.
Doch das ist noch lange nicht das Ende des Programms. Anschliessend geht es weiter zur letzten Destination, wo Courtney und Lauren in Wanderkleidung wechseln und zu einem abgelegenen See oben am Berg wandern, wo sie die einzigen Menschen sind. Dort ziehen sie wieder die Hochzeitsgewänder an. Am Ufer des kristallblauen Sees lesen sie sich gegenseitig ihre Gelübde vor, nachdem sie mit Schere, Stein, Papier zu entscheiden versuchten, wer anfangen solle (Lauren verliert, aber will nicht, darum ist es dann doch Courtney). Beide stellen leicht amüsiert fest, dass sie unbewusst sehr ähnliche Gelübde geschrieben haben. Weitere Fotos werden geschossen und die Briefe der Verwandten vorgelesen. Lauren und Courtney hatten nämlich alle gebeten, ihnen Briefe zu schreiben für diesen Moment, da sie nicht vor Ort dabei sein konnten. Nach einem kleinen Bergabendessen mit vorverpackten Wandergerichten, die sie mit einem kleinen Brenner und kochendem Wasser zubereiten, ist der abenteuerlustige Tag schon vorbei. Doch die Erinnerungen bleiben für immer, und das nicht nur wegen der Fotos.
Tipps für eine Auslandshochzeit
Courtney und Lauren waren auf dem Papier seit Juli 2022 verheiratet – Hochzeiten im Ausland sind rechtlich nämlich meistens eher schwierig und erfordern viel Papierkram, wenn es überhaupt möglich ist. Dieses Vorgehen würden die beiden auch allen Paaren empfehlen – so hat man am grossen Tag im Ausland keine Sorgen, kann einfach nur präsent sein, Spass haben und tolle Fotos entstehen lassen. Und ein weiterer Pluspunkt ergibt sich dadurch: So kann man beide Daten als Jubiläum feiern.