Immer mehr Brautpaare setzen auf eine kleinere Anzahl Gäste, mit denen sie dann aber den gesamten Hochzeitstag verbringen. Weshalb dieses Umdenken vermutlich stattgefunden hat und welche Vorteile es mit sich bringt, verrät Traurednerin Simone Gori.
Die «klassische» Schweizer Hochzeit war traditionell immer so aufgebaut, dass viele Gäste zur Trauung und zum Apéro geladen wurden und das Paar anschliessend mit den geladenen Gästen weiter in die Abendlocation gefahren ist. «Heutzutage widerstrebt vielen Paaren diese ‹Zweiklassengesellschaft›, und sie entscheiden sich vermehrt, nur noch die engsten Gäste einzuladen, die dann aber von A bis Z immer mit dabei sind», erklärt Simone Gori. Wenn die Gästeanzahl klein, aber fein bleibt und nicht noch die Eltern der Freunde, die Ferienbekanntschaften oder der Pöstler eingeladen werden, ergeben sich für das Brautpaar einige Vorteile. So muss nur eine Art von Einladung verschickt werden, man kann sich mehr auf die Gäste konzentrieren, und die Gratulationsschlange beim Apéro wird verringert oder gar vermieden. Für dieses Problem hat Simone auch gleich noch einen Tipp: «Ich rate meinen Paaren meistens, nach der Trauung lieber noch für ein paar Minuten die frisch verheiratete Zweisamkeit zu geniessen und dann zum bereits laufenden Apéro dazuzustossen. Dann können sie in Ruhe zirkulieren und müssen nicht direkt 100 Hände schütteln.»
Auch Locationwechsel sind nicht mehr so oft nötig, was Zeit und Geld gleichermassen spart. Während früher viele Hochzeiten kirchlich stattfanden und die Kirche eher selten direkt neben der Abendlocation stand, war ein Transfer oft unausweichlich. «Heute wird immer öfter in einer freien Trauung geheiratet. Diese Art von Trauung ist völlig vom Ort unabhängig und lässt sich deshalb oft mit der Abendlocation kombinieren», erklärt Simone von «lovely words». Viele Locations haben wunderschöne Gärten, Wiesen, ein benachbartes Waldstück, einen Steg am See oder einen Ballsaal, der sich für eine Trauung eignet. «Die klassischen Hochzeitscars, die die Gäste nach der Trauung zum Dinner fahren, habe ich schon lange nicht mehr gesehen.»
Separate Apérogäste bieten sich in gewissen Situationen natürlich trotzdem an, zum Beispiel wenn Braut und Bräutigam in einem Verein oder Sportklub sind. Auch bestimmte Berufsgruppen wie Polizisten oder Lehrer haben oft mehr Gäste beim Apéro, die Spalier stehen und gratulieren möchten. Hier kann es dann wiederum knifflig werden, wenn Trauung und Fest am selben Ort stattfinden. «Schliesslich fährt das Paar nicht weg zum Abendessen, sondern muss den Apérogästen elegant klarmachen, dass sie langsam gehen müssten, weil das Folgeprogramm nur für geladene Gäste gedacht ist», gibt Simone zu bedenken. Diese Hürde lässt sich aber ganz elegant mit einem Wechsel innerhalb der Location selbst überwinden: Das Apéro auf der Wiese verschiebt sich zum Apéro im Haus, oder aber man macht ein gemeinsames Abschlussritual. «Ich bin zwar Expertin für Trauungen und kein Weddingplanner, aber solche Klippen zu umschiffen oder das Paar zumindest darauf aufmerksam zu machen, dabei helfe ich meinen Paaren gern.»
Als Freie Rednerin gefällt Simone Gori dieser Trend zu kleineren, aber intimeren Gesellschaften besonders, weil sich die Paare in der Trauung viel einfacher öffnen, wenn da ihre 60 liebsten Menschen sitzen und nicht noch der Chef und die Schwester der Grossmutter der Tante. «Vor den Liebsten traut man sich eher, ein persönliches Ehegelübde zu sprechen oder vielleicht ein Tränchen zu verdrücken, als vor der ganzen Fussballmannschaft», weiss Simone aus Erfahrung. Und genau von diesen Emotionen, der Offenheit und Verletzlichkeit des Paares, lebt die Trauung schlussendlich und bleibt bei allen positiv in Erinnerung.