Hochzeitstraditionen im Wandel
Schon in der Antike feierten Liebende Hochzeiten. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Bräuche, Rituale und Erwartungen aber erheblich verändert. Doch einige Traditionen, wie das Tauschen der Ringe, trotzen dem Wandel der Zeit.
Gewisse Hochzeitsrituale, wie der Tausch der Ringe, haben überlebt. Foto: www.lehmannfotografie.ch
Hochzeitsfeiern sind nicht nur das Fest der Liebe, sie widerspiegeln auch den Zeitgeist: Einige Traditionen überleben, andere nicht. Die alten schwarzweissen Hochzeitsfotos zeigen meist lachende und glückliche Grossmütter und Urgrossväter. Das dürfte für die meisten Hochzeitspaare auch heute noch so sein: Die Hochzeit ist Ausdruck der Liebe und einer der wichtigsten Tage im Leben eines Paares.
Früher war die Heirat stark christlich geprägt, das ist heute anders. Mit der Globalisierung kamen auch die interkulturellen und gesellschaftlichen Einflüsse. Paare aus unterschiedlichen Kulturen mit ureigenen Traditionen finden zusammen. So kann eine Hochzeitsfeier sowohl christliche als etwa auch hinduistische Rituale verbinden. Einfluss hat auch die Frauenbewegung. Traditionelle Frauenrollenbilder werden hinterfragt – Bräute behalten ihren eigenen Nachnamen, Männer übernehmen jenen der Frau. Gleichgeschlechtliche Partnerinnen und Partner heiraten – in der Schweiz ist das erst seit Mitte 2022 möglich.
Grün statt weiss
Verändert haben sich auch die Locations: Heute gibt es diesbezüglich keine starren Traditionen mehr: Ob im Wald, in der Hütte, im Garten, auf dem Berg, im Säli des Dorfrestaurants, im Schloss, im Fünf-Sterne-Hotel oder in einer Schlucht: Die Auswahl an Hochzeitslocations ist schier unbegrenzt. Im digitalen Zeitalter spielen soziale Medien eine wichtige Rolle. Sie zeigen, welche Art von Hochzeitsfeiern gerade in sind. Paare teilen Erfahrungen, Inspirationen und Tipps online, Freunde und Familie verfolgen Hochzeiten mittels Livestreams mit.
Zunehmend setzen Paare auf eine umweltfreundliche Hochzeit und entscheiden sich für nachhaltige Materialien, regionale Dienstleister, minimieren Abfall und Ressourcenverbrauch. Anstelle von üppigen Hochzeitskleidern, die nur einmal getragen werden, wählen Braut und Bräutigam ein Outfit, das sie auch nach der Feier anziehen können. Andere entscheiden sich für eine Hochzeitsfeier im kleinen Kreis, eine Micro Wedding.
Individuell statt formell
Heute sind es zunehmend mehr freie Traurednerinnen und redner, die die Hochzeitszeremonien gestalten. Etwa Andrea Rücker aus Recherswil (SO), Inhaberin von «Triskell Lifestyle». «Heute zählt die persönliche und einzigartige Zeremonie, die die Geschichte des Paares widerspiegelt», sagt die selbstständige Hochzeitsrednerin, die in der Kategorie «Freie Trauung» zweimal nacheinander, 2023 und 2024, mit dem Swiss Wedding Award ausgezeichnet worden ist – und «den schönsten Beruf der Welt» ausübt. Der Fokus liege zunehmend auf dem emotionalen Aspekt der Feier und nicht auf der Show. «Viele Paare verzichten auf formelle Rituale, wie das klassische Brautstrausswerfen, und gestalten die Hochzeit lockerer.» War früher üblich, dass der Mann die Torte anschneidet, gibt man sich heute gleichberechtigt: Braut und Bräutigam vollziehen diesen Akt gemeinsam. «Inzwischen gibt es spezielle Messer mit zwei Griffen.» «Manche Paare verzichten sogar ganz auf die klassische Torte und entscheiden sich stattdessen für moderne Alternativen wie Dessert-Buffets, Cupcake-Türme oder auch Torten aus Käse», so Andrea Rücker. Nicht überlebt hat der Brauch, die Braut zu entführen; starre Sitzordnungen an der Hochzeitstafel sind ebenfalls out. «Es gibt einen deutlichen Trend weg von strengen traditionellen Abläufen hin zu mehr Individualität.» So beziehen etwa einige Paare ihre (Haus-)Tiere in die Hochzeitszeremonie mit ein.
Gewisse Traditionen sind jedoch immer noch beliebt. So sei etwa das Austauschen der Ringe nach wie vor ein zentrales Element. «Der Einzug, in welcher Form auch immer, ist auch heute noch sehr wichtig und der Eröffnungs- oder Hochzeitstanz bleibt weiterhin gefragt.» Andrea Rücker wünscht sich, dass gewisse Rituale die Zeitenwenden überleben. Etwa «dass das Paar Rituale feiert, die für Braut, Bräutigam und deren Familien wichtig sind und auch die Gäste miteinbezieht.»
Paare aus unterschiedlichen Kulturen mit ureigenen Bräuchen finden zusammen. Foto: Routscher Photography
So feiern Paare heute Hochzeit
Ein Schaf (oder ein anderes Tier) bringt die Ringe.
Der Ort, an dem sich das Paar kennengelernt hat, wird in die Zeremonie eingebunden. Zum Beispiel eine Telefonkabine.
Zeremonien an aussergewöhnlichen Orten wie in Berghütten, auf kleinen Inseln oder Booten.
Integration von kulturellen oder spirituellen Ritualen, etwa das Anzünden von Kerzen
oder das Schenken von kleinen Erinnerungsgegenständen an die Gäste.
Es muss nicht immer ein Sandritual sein, bei dem man unterschiedlich farbigen Sand untrennbar vereint. Eine Gin-Tonic-, eine Risotto- oder Fondue-Mischung können genauso gut symbolisieren, dass das Paar einfach eine perfekte «Mischung» ist.
Einzug des Paares auf dem Motorrad oder dem Fahrrad, falls dies dem Hobby der Beiden entspricht.
Nicht nur das Brautpaar, sondern auch Freunde und Familie führen gemeinsam einen vorbereiteten Flashmob-Tanz auf.
www.triskell.ch
Die gleichgeschlechtliche Ehe gehört zu den Traditionen der Zukunft. Foto: Routscher Photography