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She said yes! ... and so did she

Vor zwei Jahren fuhren Andrea und Jasmin in den Hafen der Ehe ein, verbunden mit Anker-Tattoos. Wie aus einem Fasnachtsscherz flitternde Freude wurde und warum sie sich auf dem Honeymoon als Verwandte ausgeben mussten.



«Sie ist nicht mehr meine Freundin, sondern meine Frau», sagt Jasmin stolz und hält den silberglänzenden Ehering ins Licht, sodass dieser aufblitzt. «Es ist das höchste der Gefühle, sagen zu können: Ich bin verheiratet, und das ist meine Frau.» Aber alles der Reihe nach …


Es war dieser eine Abend vor nunmehr über sechs Jahren, an dem sie und Andrea zu derselben Geburtstagsparty eingeladen waren, als Amor seinen Pfeil abschoss. Und das mit ungeahntem Ziel, denn Andrea hatte bisher nur Beziehungen mit Männern. «Als ich Jasmin zum allerersten Mal sah, war ich geflasht und fragte mich: Was sind das bloss für ­Gedanken, die ich habe …?», erinnert sich Andrea an den alles verändernden Augenblick zurück.

Wie es der Zufall – oder Amors Vorsehung – wollte, fuhr sie Jasmin nach Hause, und in der folgenden Zeit liefen sie sich öfters über den Weg. Schliesslich lud Jasmin Andrea zu ihrem Geburtstagsfest ein, «noch ohne Hintergedanken» wie sie schmunzelnd meint. «Bei weiteren Begegnungen mit Freunden waren wir immer die Letzten, die gegangen sind …», sagt Andrea mit vielsagendem Blick. Die Gründe, warum sie einander wiedersehen mussten, häuften sich: «Ich verliebte mich zum ersten Mal in eine Frau.» Sie tat sich von Beginn weg nicht schwer ­damit, ihre Liebe zu einer Frau offen zu zeigen und zu leben: «Händchenhalten war für mich immer selbstverständlich.» Dennoch sei der gesellschaft­liche Druck, wie man zu sein habe, real – und das Familienbild nach wie vor starr definiert. Man ­müsse mit dem Schächtelchendenken aufräumen.



An der Basler Fasnacht machten sie es sich auf einer Bank bequem, als Jasmins Worte wie aus der Konfettikanone geschossen auf Andrea niederprasselten: «Würdest du mich heiraten …?» Die Frage kam ihr aus närrischem Jux über die Lippen, doch da­raus sollte schöner Ernst werden … 

Andrea ahnte nicht, dass Jasmin den Heiratsantrag von langer Hand plante. Bekannte erzählten ihnen von einem romantischen Antrag am Strand, wo­rüber sich die beiden Frauen beim abendlichen ­Zähneputzen unterhielten: «Wie kitschig … das möchte ich selbst nicht so erleben», schmetterte ­Andrea die Strandromantik ab. Jasmin blieb fast die Zahnbürste im Halse stecken, denn was Andrea nicht wusste: Genau das war ihr Vorhaben, von dem sie sich durch die Bemerkung keineswegs abbringen liess.




In den gemeinsamen Thailandferien spazierte das Paar am rauschenden Meer entlang, das die Sonne allmählich verschluckte, als Jasmin – mit gut ge­hütetem Verlobungsring in der Hosentasche – ihr ­Mobiltelefon zückte, um ein selbst kreiertes, be­deutungsvolles Video abzuspielen: Freunde und ­Eltern erschienen auf dem Bildschirm und beglückwünschten sie zu ihrer Liebe, die von der Ver­mäh­lung gekrönt sein sollte. Während sich die ­Wellen in der Brandung überschlugen, tat Andrea dies vor Wonne: «Ja!» Getragen von dieser Flut von Freude, begannen sie noch während der Ferien damit, Pläne für ihren «Tag der Tage» zu schmieden.

Zwei Jahre später war es so weit: Rund 100 ­Gäste waren an die rustikal-schicke Location gekommen, um Jasmin und Andrea bei der «Fahrt» in den ehelichen Hafen zu begleiten. Sie hatten mit einer selbst gestalteten Karte mit einem Ankermotiv dazu eingeladen; einem Sinnbild, das sie hochhalten: als Symbol der Liebe und Verbundenheit. Durch die Reihen ihrer Liebsten zu schreiten, sei ein Herzklopfen-Moment gewesen, verstärkt dadurch, dass die Bräute die Nacht vor der Hochzeit getrennt verbrachten. Es folgte eine traditionellen Zeremonie mit mehr­stöckiger Hochzeitstorte – natürlich mit silbernem Dekoanker –, Tanz und Trubel: Ver­heiratet zu sein, bedeute für sie, sich als Familie zu fühlen, auch kundgetan durch denselben Nachnamen. Dass man sie aufgrund dessen für Ver­wandte hält, hat auch einen schützenden Aspekt. ­Ihre Flitterwochen verlebten sie auf den Malediven, wo homosexuelle Menschen Strafe und Verfolgung fürchten müssen. An der Traumdestination inmitten von Türkisblau hielten sie dennoch fest: «Um uns nicht als Paar zu outen, mussten wir halt da­rauf verzichten, die Honeymoon-Suite zu buchen», erzählt Jasmin. «Man muss schon überlegen, in welches Land man als gleichgeschlechtliches Paar reist …»

Hier, seit dem Ja zur Ehe für alle umso mehr, müssen und wollen sie nicht verstecken, dass ihr Zu­sammensein in Liebe ankert, die wahrlich unter die Haut geht: Das Ankermotiv der Hochzeitsein­ladung haben sich beide als Tattoo stechen lassen. Man könnte denken, dass Amor an diesem besagten Abend keinen Pfeil abgeschossen, sondern einen Anker ausgeworfen hat.

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