Gabriela Gull, Atelier-Leiterin bei Chez Janine, spricht fliessend Nadel und Faden. Neben Wissenswertem zum Beruf gibt die Hochzeitsschneiderin auch Einblick in die Kosten und geht die Zeit von der ersten Anprobe bis zu drei Wochen vor der Hochzeit Schritt für Schritt durch.
Frau Gull, wie unterscheidet sich ihr Beruf von dem einer Tagesmode-Schneiderin?
Die verwendeten Stoffe – wie Tüll, Chiffon, Organza – sind alle sehr unterschiedlich und sehr empfindlich. Da ist das Kleid schnell verletzt, darum muss man mit viel Fingerspitzengefühl zu Werke gehen. Eine Jeans-Länge hat man in zehn Minuten passend gemacht, bei einem Hochzeitskleid sind teilweise zwei Anproben notwendig. Denn man will eben mit einem perfekt sitzenden Kleid den schönsten Tag der Braut noch ein bisschen schöner machen – das braucht Zeit. Brautschneiderin ist ein Handwerk, bei dem man auch noch nach der Lehre weiterlernt und erst circa nach einem Jahr das nötige Fingerspitzengefühl und Know-how entwickelt.

Wie läuft das Anpassen der Kleider normalerweise ab?
Bereits wenn die Kundin bei uns im Laden Brautkleider anprobiert, mache ich einen Kostenvoranschlag für die zu erwartenden Änderungen. So kann sich die Kundin vor dem Kauf ein Bild machen, was finanziell auf sie zukommt.
Mit was für einem Betrag muss man durchschnittlich rechnen?
Das hängt zu einem gewissen Teil vom Kleid ab, es gibt aufwändigere und einfachere Modelle. Durchschnittlich kann man aber von fünf bis sechs Stunden ausgehen. Mit einem Stundensatz von CHF 85.– an, plus einer CHF 80.– Pauschale für die Absteckung, ergibt sich ein Preis von rund CHF 500.– bis 600.–. Ab Änderungen von zehn Stunden würde ich mir als Braut aber Gedanken machen, ob es mir das wert ist oder ob ich ein anderes Brautkleid wähle, das mir besser passt.

Wie geht es weiter, wenn die Änderungen umgesetzt werden?
Beim Abstecken und der Anprobe ist es empfehlenswert, nicht zu viele Personen mitzubringen. Am besten kommt die Braut allein oder in Begleitung ihrer Trauzeugin – so kann ich meine Arbeit am konzentriertesten erledigen und die Braut wird nicht durch die Kommentare der Begleitpersonen – denen das Auge für machbare Änderungen oft fehlt – verunsichert. Brautkleider ändern wir bis zu zwei Grössen um, mehr ist nicht sinnvoll. Für die letzte Anprobe kommt die Braut zwei bis drei Wochen vor dem Fest zu uns, so können wir reagieren, falls sie durch den Stress noch zwei, drei Kilo verloren hat. Schliesslich verdient jede Frau ihr perfektes Brautkleid.
Chez Janine AG
Braut- und Festmode
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